It is difficult for a modern linguist to confine himself to his traditional subject matter. Unless he is somewhat unimaginative, he cannot but share in some or all of the mutual interests which tie up linguistics with anthropology and culture history, with sociology, with psychology, with philosophy, and, more remotely, with physics and physiology.
Sapir 1929: 208
Fragt man einen Linguisten oder eine Linguistin,[1] ob die Linguistik sich mit Kultur befasst, so wird die Antwort in der Regel ein klares "Ja" sein. Die näheren Erklärungen über das Verhältnis von Sprache - als Erkenntnisgegenstand der Linguistik - und Kultur werden hingegen disparat ausfallen und sagen damit etwas über das häufig implizit angenommene Verhältnis der beiden sowie ihre jeweiligen Konzeptualisierungen aus. In diesem Artikel wird ausgehend von einer pragmatischen Sichtweise auf Sprache ausgeführt, inwiefern Linguistik ein zentraler Bestandteil einer konstruktivistisch begründeten Kulturwissenschaft sein kann.
Kulturwissenschaft wird im Rahmen des Artikels als ein auf das Phänomen Kultur bezogenes Erkenntnisinteresse auf der Grundlage eines konstruktivistischen Verständnisses desselben[2] verstanden und ist damit weder disziplinäre (Neu)Bestimmung noch ein bloßer Etikettenwechsel der Geistes- und Sozialwissenschaften. Im zweiten Kapitel wird dargestellt, was ein konstruktivistisch begründetes Konzept für eine transdisziplinäre Kulturwissenschaft bedeutet. In einem konstruktivistischen Verständnis hat Sprache, hier jeweils verstanden als Sprachgebrauch, eine zentrale Funktion für die Konstitution und Konstruktion von Kultur. Bestimmte Formen linguistischer Sprachanalysen, die Sprache als Gebrauch und aktives Moment der Konzeptualisierung in der Herstellung von Bedeutung verstehen, können so zu einem zentralen Bestandteil transdisziplinärer kulturwissenschaftlicher Forschung werden.
Mit dem hier eingenommenen Konzeptualisierung von Sprache wird zugleich aber auch deutlich, dass bestimmte linguistische Ausrichtungen und Vorstellungen mit einem so verstandenen transdisziplinär kulturwissenschaftlichen Projekt unvereinbar erscheinen. So sieht Fauconnier (1999: 106) beispielsweise die traditionelle, strukturalistische und generativistische Auffassung zu Sprache als Erkenntnisgegenstand der Linguistik mit einer konstruktivistischen kulturwissenschaftlichen Perspektive als unvereinbar an.
Strukturalismus und Generativismus sind bis heute so zentrale linguistische Theorien/Ansätze, dass ihre Konzeptualisierungen von Sprache und Kultur, wie sie in der Linguistik verstanden werden, zunächst in Kapitel 3.1 vorgestellt werden. Sie bilden den disziplinären Ausgangspunkt der Entwicklung u.a. eines re-aktiven perspektivisch-pragmatischen Ansatzes innerhalb der Linguistik,[3] der in Kapitel 3.2 dargestellt und auf seine Anwendbarkeit für eine konstruktivistisch begründete, transdisziplinäre Kulturwissenschaft hin befragt wird.
Um die thematischen und erkenntnistheoretischen Konsequenzen der unterschiedlichen Konzeptualisierungen von Sprache und Kultur zu verdeutlichen, wird in Kapitel 4 dies an einem konkreten Forschungsfeld der Linguistik exemplarisch aufgezeigt. Dazu wird analysiert, was essentialistische und konstruktivistische Auffassungen zu Sprache und Kultur im Themengebiet der so genannten Interkulturellen Kommunikation in der linguistischen Forschung 'bedeuten'. Daraus wird u.a. die Forderung nach einer verstärkten historiografischen Reflexion der Grundannahmen linguistischer Forschung abgeleitet. Diese könnte, so eine These des Artikels, auf der Grundlage einer Kritischen Diskursanalyse erfolgen, die nachfolgend in Kapitel 4.2 als Beispiel dafür angeführt wird, wie auf der Grundlage einer linguistischen Kompetenz eine methodische Basis für eine transdisziplinäre Kulturwissenschaft entwickelt werden kann. Durch eine Bezugnahme auf Ansätze der Kognitiven Linguistik in Kapitel 4.3 wird der methodische Rahmen der Kritischen Diskursanalyse zusätzlich um eine spezifische Konzeptualisierung der Aushandlung von Bedeutung erweitert.
In Kapitel 5 wird abschließend die These einer transdisziplinär, kulturwissenschaftlich verstandenen Linguistik noch einmal zusammenfassend formuliert.
'Kulturwissenschaft' ist heute kein eindeutig belegter Terminus. Er kann sowohl eine Einzeldisziplin bezeichnen, die im deutschsprachigen Raum häufig aus der so genannten Volkskunde hervorgegangen ist und im Zuge einer Umorientierung und teilweise auch Entnazifizierung des Faches in eine neue Denomination derselben gemündet ist, als auch ein Sammelbegriff für verschiedene Ansätze bieten. 'Kulturwissenschaften' im Plural wird häufig als ersetzende Benennung geistes- und teilweise auch sozialwissenschaftlicher Fächer benutzt.
Böhme charakterisiert die Kulturwissenschaft hier über ihre Quellen, betont aber gleichzeitig das mögliche Nebeneinander verschiedener erkenntnistheoretischer Annahmen. Hinter dem hier vorgeschlagenen transdisziplinären kulturwissenschaftlichen Projekt steht eine konstruktivistische Grundannahme von Kultur. Die konstruktivistische Annahme zu Kultur unterscheidet sich grundlegend von der Annahme ihrer diskursiven, d.h. auch sprachlichen Vorgängigkeit.[4] Kultur ist diskursiv geschaffen und nur im Diskurs 'auffindbar'. Während in der Annahme der sprachlichen Vorgängigkeit von Kultur, der hier als essentialistisch bezeichnet wird, davon ausgegangen wird, dass Kultur als (relativ) stabile Größe und häufig im Status der Objekthaftigkeit angenommen wird und in dieser Wahrnehmung so vorhanden ist, wird im ersten Fall davon ausgegangen, dass Kultur erst durch Diskurse, bei denen sprachliche Handlungen einen zentralen Platz einnehmen, geschaffen werden. Dies heißt in letzter Konsequenz, dass es keine Kultur vor der Medialisierung gibt. Diese Medialisierung ist zu einem gewissen Teil durch Sprache getragen, wird aber vor allem im Reden über diese jeweils in Sprache 'übersetzt', z.B. im Akt der wissenschaftlichen Analyse. Kultur wird immer erst hergestellt, am explizitesten und am leichtesten greifbar vielleicht in den Momenten der Benennung als Kultur. Kultur ist damit in diesem Verständnis ein dynamisches Konzept, ihre diskursive Erzeugung dient u.a. der Verortung und Identifikation von Gruppen und Individuen, der Herstellung, Aufrechterhaltung und Modifikation gesellschaftlicher Wertvorstellungen und Normen. Die inhaltliche Bestimmung dessen, was jeweils unter Kultur verstanden, was als 'Nicht-Kultur' und wozu Kultur in Opposition gesetzt wird (z.B. zu Natur), ist damit variabel, kontext- und situationsabhängig. Analytisch kann zwischen dem Kulturverständnis in den untersuchten Diskursen und dem der Forschenden unterschieden werden, wobei letzteres im Zuge der Selbstreflexion ebenso zum Erkenntnisgegenstand der eigenen Wissenschaft werden kann.[5]
In einem konstruktivistischen Verständnis kann somit nicht "hinter" den Diskurs zurück gegangen werden.[6] Der Diskurs ist der Ort hegemonialer Kämpfe[7] um die Bestimmung dessen, was (u.a.) Kultur innerhalb einer bestimmten Gruppe ausmacht und wie sie bewertet wird.[8] Kultur entsteht dabei jeweils in Abgrenzungen zu dem, was gleichzeitig explizit wie implizit nicht als Kultur aufgefasst wird in diesem Moment, was inkludiert ist und was ausgeschlossen wird. Gleichzeitig ist der Diskurs das Medium, durch das Kultur vermittelt wird. Die Annahme von z.B. kulturellen Artefakten als Kulturobjekten ist ein unabgeschlossener Prozess hegemonialer diskursiver Kämpfe um die Bestimmung von Werten und Normvorstellungen, zu denen auch die Herstellung einer Allgemeinverbindlichkeit einer Weltauffassung und -wahrnehmung zu zählen ist. Eine so verstandene Analyse von Kultur ist damit gleichzeitig eine Analyse von Machtstrukturen.
Die Rolle und Funktion, die Sprache hier in der Konstruktion und Reproduktion von Kultur und kulturellen Vorstellungen hat, kann ausgehend von einem perspektivisch-pragmatischen Verständnis zu Sprache analysiert werden. Diese Auffassung zu Sprache ist innerhalb der Linguistik nicht ungeteilt. Welchen Einfluss die unterschiedlichen linguistischen Konzeptualisierungen von Sprache im Zusammenhang einer Kulturanalyse haben können, wird daher im nachfolgenden Kapitel dargestellt. Dieses Kapitel verhilft so auch zu einer Einschätzung der hier diskutierten Fragen für die Linguistik.
Für eine linguistische Partizipation wird ein perspektivisch-pragmatisches Verständnis von Sprache in einem transdisziplinären konstruktivistischen kulturwissenschaftlichen Projekt vorgeschlagen. Diese Sprachsicht ist seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts in der Linguistik zunehmend stark etabliert - und steht als solche vor allem in Opposition zu strukturalistischen und generativistischen Sprachauffassungen, die weiterhin in großen Teilen der institutionalisierten Linguistik vorherrschend sind. Sie prägen so bis heute das generelle und vorherrschende Verständnis von Sprache und damit auch Kultur in der Linguistik. Implikationen dieser Auffassungen werden in Kapitel 3.1 zunächst kurz dargestellt, bevor darauf aufbauend in Kapitel 3.2 das perspektivsch-pragmatische Verständnis von Sprache und Kultur dargestellt wird.
De Saussure als "Vater" des Strukturalismus und damit auch als der Begründer der modernen Sprachwissenschaften hat die Unterscheidung zwischen Sprachvermögen oder -fähigkeit (faculté de langage), Sprachsystem (langue, einem unabhängig von seinen Sprecher/inne/n existierenden Zeichensystem) und Sprachrealisation (parole: die im einzelnen Sprechakt realisierte Sprache) formuliert und der sich konstituierenden modernen Sprachwissenschaft die Aufgabe zugeschrieben, die langue zu beschreiben. Der Wert eines sprachlichen Zeichens resultiert in der de Saussure nachfolgenden linguistischen Auslegung nicht aus seiner Bezogenheit auf die Welt, sondern primär aus seiner Stellung im Relationsgefüge des Sprachsystems, welches in ein syntagmatisches und paradigmatisches ausdifferenziert wird.
Die Sprachrealisation dient de Saussure lediglich als Quelle für Sprachbeschreibung auf der Ebene der langue. Ziel ist es, das System einer natürlichen Sprache aus sich selber heraus zu beschreiben, d.h. systemimmanent, als Sprache einer idealen, das heißt nicht konkreten und individuellen Sprecherin. De Saussure ist vielfach für die rigide Trennung zwischen langue und parole kritisiert worden und sein Modell wurde in Folge von verschiedenen Linguist/inn/en modifiziert (so z.B. von Coseriu, der langue in System und Norm weiter unterteilt, um eine "Zwischenstufe" ergänzt). Das Verhältnis von Sprache und Kultur verbleibt dabei weitgehend unbeachtet als außerhalb des Erkenntnisinteresses einer strukturalistischen Linguistik. Ausgehend vom strukturalistischen linguistischen Modell wurde versucht, die Beschreibung von Sprache als System ihrer internen Strukturen und Oppositionen zu einer naturwissenschaftlichen Grundlegung der Humanwissenschaften auszubauen. Die linguistische Aufgabe des 'Beschreibens' konstituiert sich in Opposition zum 'Vorschreiben', eine Reaktion auf die sprachkritische Tradition vor und während de Saussures Zeit, die sprachliche 'Reinheit' durch eine vorschreibende Sprachkritik zu erreichen versuchte und damit aus strukturalistischer Sicht die 'natürliche Entwicklung' der Sprache unzulässig beeinflusste. Wissenschaftshistorisch in ihrer Entstehung nachvollziehbar sind aber gerade die mit der Annahme der Möglichkeit des Beschreibens verbundenen Implikationen hinsichtlich wissenschaftlicher Objektivität und Neutralität ein wichtiger Ansatzpunkt für Kritik aus einer konstruktivistischen Perspektive.
Wie bereits erwähnt ist ein strukturalistischer Zugang nicht nur begründend für die moderne Sprachwissenschaft gewesen, sondern darüber hinaus bestimmendes Modell für viele Disziplinen geworden, in der die Auffassung der "Welt als Zeichen" zentral gesetzt wurde. Bezogen auf Entwicklungen im Rahmen der Kulturwissenschaft ist hier beispielsweise die Ausbildung der Kultursemiotik zu nennen, die bis heute ein wichtiges Standbein der Kulturwissenschaft bildet. Sie vertritt eine strukturalistische Grundvorstellung zu Kultur, die heute in Teilen gleichzeitig aber überschritten wird, indem u.a. der Aspekt der 'Macht' in eine Analyse von Strukturen und ihren Wirkungen einbezogen werden.
Wie auch Sprache in strukturalistisch-linguistischer Auffassung wird hier Kultur zunächst als ein in sich geschlossenes - oder zumindest als solches analysierbares - System aufgefasst. Dieses System wird versucht in seiner eigenen Logik in einer synchronen Betrachtung zu beschreiben, das "gewaltige Gewebe" wird als Ausgangspunkt der Betrachtung genommen, wobei Aspekte der Aushandlung und Relation von Macht mit einfließen. Sprache dient hier so zu sagen als Metapher, als Grundvorstellung und wirkt damit gleichzeitig selbsterklärend zurück (indem eine bestimmte Auffassung dazu, was Sprache sei, hier als vorgegeben genommen wird) als eine systematische Form der Zeichen- und Sinngebung. Gleichzeitig aber übertritt die Kultursemiotik auch die Grenzen eines strukturalistischen Konzepts, wie in dem obigen Zitat deutlich wird, wenn die Ebene des Sozialen ebenso mit hinein genommen wird wie die Annahme der Konstitution sozialer Wirklichkeiten durch Prozesse der Symbolisierung.[9] Auch Barthes (u.a. 1981) spätere Ansätze zeigen, dass unter Nutzbarmachung strukturalistischer Vorstellungen zugleich auch darüber hinaus gegangen werden kann, wenn kulturelle Bedeutung als aus Zeichenrelationen resultierend angesehen werden, der kulturelle Kontext der diese Zeichen de- und enkodierenden Individuen jedoch mit einbezogen und Zeichen und Zeichenbenutzer/innen als Teile eines instabilen kulturellen Kontextes verstanden werden.[10] So betont Barthes in seiner 'poststrukturalistischen Phase' die Instabilität von Bedeutungen bezogen auf die Ebene sprachlicher Netze von Konnotationen. Konstruktivistische Ansätze wenden sich entsprechend vor allem gegen die Aspekte der kultursemiotischen Position, die Kultur (ausschließlich) als ein einem strukturalistischen Verständnis von Sprache nachgebildetes System zentrierter Strukturen mit relativ klaren und unverbrüchlichen, stabilen und von Individuen losgelösten Bedeutungen ansehen.
Eine Kritik an der traditionellen linguistischen Variante von de Saussures strukturalistischem Sprachmodell hat u.a. mit zur Herausbildung eines pragmatischen Erkenntnisinteresses in der Linguistik beigetragen.[11] Gleichzeitig ist die Einführung des Strukturalismus als Wissenschaftsparadigma von anderen Disziplinen als "linguistic turn" begrüßt worden und hat für zum Beispiel die Kultursemiotik und in Folge Kulturwissenschaft weitgehende Konsequenzen der Disziplinfindung und -ausformung gehabt - die heute weitgehend inkompatibel mit der strukturalistischen Richtung innerhalb der Linguistik und weitaus besser mit poststrukturalistischen und handlungsorientierten Strömungen vereinbar zu sein scheinen. Wird im Rahmen der Linguistik von Strukturalismus gesprochen, so muss konstatiert werden, dass es sich hier in der Regel um eine verkürzte Auffassung handelt, vergleicht man diese z.B. mit der kultursemiotischen strukturalistischen Variante. Der für die Sozial-, Kultur- und weite Teile der Geisteswissenschaften postulierte "linguistic turn" ist in Folge auch nicht als linguistische, sondern als sprachliche Wende zu übersetzen, der mit dem Aufkommen einer kulturhistorisch zu verortenden Diskursanalyse Prozesse sprachlicher Herstellung von Wirklichkeit in das Zentrum des Interesses gerückt hat und mit dem andererseits ein strukturalistisches Modell von Sprache und Bedeutung auf andere Bereiche übertragen wurde. Diese Entwicklung ist in weiten Teilen parallel verlaufen mit der Herausbildung einer pragmatischen Sicht auf Sprache innerhalb der Linguistik, die erst seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts in nennenswertem Umfang poststrukturalistische Diskurstheorien und -ansätze rezipiert und in linguistische Theorien und Methoden integriert bzw. vice versa. Erstaunlich ist dieses Ausbleiben einer umfangreicheren gegenseitigen Rezeption auch insofern, als dass ein Großteil der philosophischen, historischen und sozialwissenschaftlichen Diskurstheorien entweder explizit linguistische Grundannahmen als Ausgangspunkt ihrer Kritik und Theoriebildung nimmt (vgl. z.B. prominent Barthes 1988, Foucault 1974, Derrida 1994) oder sich auf linguistische Theorien zu Konzeptualisierungen von Sprache als Handlung bezieht, hier insbesondere auf die Sprechakttheorie nach Austin (siehe z.B. Butler 1997).[12]
Gleichzeitig und schon vor dem 'linguistic turn' in den Geistes- und Sozialwissenschaften ist in der Linguistik eine generativistische Ausrichtung der Forschung und Konzeptualisierung von Sprache immer stärker geworden. Generativistische Ansätze sind für eine lange Phase der linguistischen Forschung, insbesondere in den U.S.A. und von da aus ausstrahlend vor allem in Westeuropa, vorherrschend gewesen.[13] Dadurch hat der Fokus des Interesses in weiten Bereichen der Linguistik lange Zeit nahezu ausschließlich auf einer Erforschung angenommener universeller sprachlicher Kompetenz gelegen. Fragen eines möglichen Verhältnisses von Sprache zu Kultur - unabhängig ihrer jeweiligen Konzeptualisierungen - gehören im engeren Sinne nicht zum Erkenntnisinteresse einer generativistischen Linguistik. Der Auffassung einer universellen sprachlichen Kompetenz liegt ein essentialistisches Verständnis von Sprache zu Grunde. Sie wird, verstanden als vom Sprachgebrauch losgelöste Form der Kompetenz, zur biologischen Ausstattung des Menschen gerechnet. Das übergeordnete Ziel generativistischer Forschung ist die Beschreibung dieser universellen menschlichen Kompetenz in ihren verschiedenen Varianten, die in sprachlichen Unterschieden (sowohl zwischen verschiedenen Sprachen als auch innerhalb einer Sprache in ihren verschiedenen Varietäten) manifestiert sind. Es interessieren hier nicht die konkret realisierten sprachlichen Möglichkeiten einzelner Sprecher/innen, sondern die hypothetischen potentiellen Muster sprachlicher Konstruktionen. Als Extrem formuliert, stellt die individuelle sprachliche Realisierung eher einen Stör- als einen Normalfall für das Erkenntnisinteresse dar, ist eine potentielle Fehlerquelle. Kultur spielt jenseits der Auffassung menschlicher, biologisch begründeter Natur weder begrifflich noch konzeptionell eine herausragende Rolle innerhalb des generativistischen Sprachmodells.
Die Dominanz dieses Ansatzes innerhalb der Linguistik kann auch als ein wichtiger Grund dafür angesehen werden, dass eine mögliche Rolle der Linguistik in einer transdisziplinären Kulturwissenschaft innerhalb der Linguistik bisher nicht in größerem Umfang Beachtung erfahren hat.
Die generativistische Vormachtstellung im institutionalisierten Bereich der Linguistik hatte u.a. zur Folge, dass Erkenntnisinteressen bezogen auf Sprache und Kultur, die der generativistischen widersprechen, sich einen Platz außerhalb der Linguistik - oder an ihren Rändern - suchen mussten. "From the point of view of pragmatics we can only regret that a relative dominance of the Chomskyan paradigm seems to have interrupted the flow of Saussure's ideas in linguistics." (Verschueren 1999: 271) Dies hat zum Beispiel zu einer Ausbildung eines Bereichs linguistischer Anthropologie geführt, der vor allem in den U.S.A. in größerem Umfang institutionalisiert worden ist (vgl. z.B. Foley 1997), aber auch zur Formulierung so genannter "Bindestrichdisziplinen" innerhalb der Linguistik (z.B. Psycho- und Soziolinguistik), wodurch sich Kern- und Randbereiche der Disziplin auch immer weiter reproduziert haben. Die anthropologische Forschung, die ebenso wie die Linguistik Sprache als Ausgangspunkt ihres Erkenntnisinteresses nimmt, ist verstärkt erst wieder seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts auch innerhalb der Linguistik rezipiert worden. Dies wurde aus mehreren Gründen möglich. Zum einen fanden sich seit den späten 70er Jahren auch innerhalb der Disziplin immer mehr miteinander konkurrierende Auffassungen zu Sprache, die sich in neuen Theorien und Methoden niederschlugen. Bahnbrechend in dieser Richtung ist die Sprechakttheorie gewesen, die letztendlich mit zur Herausbildung einer pragmatischen Richtung der Linguistik beigetragen hat. U.a. hat in diesem Zusammenhang auch eine Neubeachtung der linguistischen Relativitätstheorie, wie sie im Anschluss an Boas von vor allem Sapir und Whorf entwickelt worden ist, wieder neuen Raum gefunden (siehe vor allem Lucy 1992; Lee 1996).[14] Zum anderen ist eine solche Entwicklung durch das Aufkommen eines konstruktivistischen Verständnisses in der Philosophie, Geschichte und den Sozialwissenschaften begünstigt wurden, durch welches Sprache wie Kultur vor allem ausgehend von diesen Disziplinen neu konzeptualisiert worden sind.
Eine grundlegende Charakterisierung von pragmatischen Ansätzen ist die des Studiums sprachlicher Phänomene aus der Sichtweise der Eigenschaften und Prozesse ihres Gebrauchs. Zurück geht diese Definition auf Morris (1938), der die Relation von sprachlichen Zeichen und ihren Benutzer/inne/n ins Zentrum seines Interesses gestellt hatte. Während die strukturalistische Linguistik verschiedene Einheiten der Analyse zu Teilbereichen sprachlicher Einheiten und Größen klassifiziert (Phonologie, Morphologie, Syntax), ist die Pragmatik nicht in diesem Sinne einer linguistischen Komponente bzw. Analysegröße zuordbar, sondern betrachtet linguistische Einheiten auf allen in einem strukturalistischen Sprachanalysemodell ausdifferenzierten Ebenen unter dem Aspekt des Sprachgebrauchs. In der Einleitung der Herausgeber zur ersten Nummer des Journal of Pragmatics, Haberland und Mey, bedeutete das schon vor 25 Jahren: "Linguistic pragmatics [&] can be said to characterize a new way of looking at things linguistic, rather than marking off clean borderlines to other disciplines." (1977: 5). Eine pragmatische Perspektive ist mehr als eine neue Themenstellung und Methode, sondern wird bereits in diesem frühen programmatischen Zitat als erkenntnistheoretischer Rahmen vorgestellt. Verschueren (1999: 7) definiert Pragmatik 20 Jahre später als: "[...] a general cognitive, social, and cultural perspective on linguistic phenomena in relation to their usage in forms of behaviour (where the string 'cognitive, social, and cultural' does not suggest the separability of what the terms refer to)." In beiden Definitionen wird die die traditionelle strukturalistische wie generative geprägte Disziplin Linguistik überschreitende Perspektive der Pragmatik hin zu einem inter- oder transdisziplinären Projekt deutlich, in der die Erforschung des Sprachgebrauchs - und damit eine veränderte Konzeptualisierung dazu, was unter Sprache verstanden wird - zentral gesetzt ist.[15]
Verschueren (1999: 92) formuliert ein Konzept von Kultur als Teil sozialer Identität der Kommunikationsteilnehmer/innen für die pragmatische Forschung:
Kultur ist in dieser Begriffsbestimmung ein Faktor, der an Sprache festgemacht werden kann, sich in Sprache zeigt, der aber außerhalb von Sprache dieser vorgängig und sie beeinflussend zu verorten ist. Dieses Verständnis von Kultur ist ebenso essentialistisch geprägt, ihm soll hier ein konstruktivistisches Verständnis gegenüber gestellt werden, wie es bisher vor allem außerhalb der Linguistik formuliert worden ist. Im Rahmen eines perspektivisch-pragmatischen Verständnisses von Linguistik, in dem Sprachgebrauch als die grundlegende Ebene des wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse gesetzt und zugleich postuliert wird, dass nicht "hinter" Sprache als Sprachgebrauch zurück gegangen werden kann, kann ein konstruktivistisches Grundverständnis einen Ansatz bieten, das Verhältnis von Sprache und Kultur zu konzeptualisieren und auf konkrete linguistische Forschungen anwendbar zu machen.
Konkret bedeutet dies für die Linguistik eine Analyse dazu, wie Kultur durch Sprache hergestellt wird. Dabei gilt es sowohl zu analysieren, welche Konzepte von Kultur in verschiedenen sozialen Gruppen konstituiert sind und werden, wie diese gefüllt und bewertet werden als auch, welche Position sie in im Diskurs einnehmen. Zu einem solchen Erkenntnisinteresse sind beispielsweise Fragen zu rechnen wie: Wer formuliert kulturelle Konzepte? Welche Präsuppositionen und Implikationen dazu, was Kultur ist, kommen in Diskursen zum Ausdruck? Wo sind kulturelle Konzepte umkämpft? Welche Argumentationsmuster werden angewendet? An welchen Punkten werden kulturelle Konzepte explizit behandelt, z.B. bei der Frage der Aushandlung von Begrifflichkeiten? Welche Aspekte eines bestimmten kulturellen Verständnisses werden als Referenzrahmen benutzt, welche stehen zur Debatte? Für diese hier exemplarisch angeführten Fragen wird eine linguistisch basierte Analyse als sinnvoll angesehen, da mit ihr Fragen der Bedeutungsherstellung, -verschiebung und -unterstellung differenziert analysiert werden können. Für viele dieser Fragen bietet sich beispielsweise ein ethnomethodologischer Ausgangspunkt an. Am Beispiel der Erforschung Interkultureller Kommunikation im folgenden Kapitel werden auch seine partiellen Beschränkungen thematisiert. In einem perspektivisch-pragmatischen Ansatz wird entsprechend ein dynamisches Bedeutungskonzept vertreten. Bedeutung wird hier nicht in Sprache, sondern in Kommunikation festgemacht als interaktiver Prozess der Herstellung von Relevanz. Sprachhandlungen tragen damit als entscheidende Größe zur kommunikativen Aushandlung von Bedeutung bei.[16]
Im Folgenden sollen die zuvor diskutierten theoretischen Überlegungen konkretisiert werden. Dazu werden drei unterschiedliche Aspekte pragmatisch-linguistischer Forschung auf ihre Stellung und mögliche Integration in einem transdisziplinär kulturwissenschaftlichen Projekt hin befragt. In Kapitel 4.1 wird verdeutlicht, welche jeweiligen Konsequenzen essentialistische und konstruktivistische Grundannahmen zu Sprache und Kultur für die Formulierung von Forschungsfragen, Erkenntnisinteressen und Ergebnissen hat. Das Beispiel, das hier gewählt wird um dies darzustellen, ist das der Forschung zur Interkulturellen Kommunikation. In Kapitel 4.2 wird ausgehend von der Analyse in 4.1 die Kritische Diskursanalyse als ein möglicher methodischer Rahmen für transdisziplinäre kulturwissenschaftliche Forschung vorgeschlagen. Damit wird auch eine zentrale Position der Linguistik als Methode in einem transdisziplinären kulturwissenschaftlichen Kontext im Rahmen eines konstruktivistischen transdisziplinären Verständnisses von Kulturwissenschaft herausgestellt. In Kapitel 4.3 wird zusätzlich dazu auf der Grundlage eines relativ neuen Ansatzes linguistischer Forschung, der Kognitiven Linguistik, gezeigt, wie die Frage der Bedeutung, die für kulturwissenschaftliche Forschung zentral aber bisher nicht ausreichend beachtet, sondern größtenteils lediglich als Voraussetzung behandelt worden ist, auf der Grundlage linguistischer Erkenntnisse neu diskutiert werden kann.
Interkulturelle Kommunikation kann als ein genuin pragmatisches Forschungsgebiet und -thema bezeichnet werden, welches sich seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts und seitdem weiterhin zunehmend stark in der Wissenschaftslandschaft institutionalisiert. Die Frage der Kultur wird bereits in seiner Benennung explizit und zentral gesetzt: Die Annahme einer interkulturellen Kommunikation präsupponiert das Vorhandensein mehrerer, voneinander abgrenzbarer Kulturen sowie eine Form des kommunikativen Kontakts zwischen ihnen, der sich als interkulturell manifestiert. In dieser Benennung ist damit zugleich auch die Annahme einer Vorgängigkeit von Kultur gegenüber Prozessen sprachlicher Kommunikation enthalten. Die Annahme, dass der Aspekt der Interkulturalität ein entscheidendes Charakteristikum von Kommunikation darstellen und dass Kommunikation als ein kulturelles Phänomen verstanden werden kann. Diese Auffassung bestätigt sich in einem Alltagsverständnis von Kultur und Kommunikation, welches sich z.B. in Anmerkungen in Reiseführern zu kommunikativen Gepflogenheiten in anderen Ländern niederschlägt wie in zahlreichen Handbüchern und Ratgebern mit dem Ziel der "Verbesserung" interkultureller Kommunikation, z.B. auf der Ebene von Wirtschaftskontakten. In Reiseführern manifestiert sich dies nicht nur in Form von Wortlisten, an denen man die Auffassungen zu potentiellen interkulturellen Kontaktsituationen ablesen kann, sondern vor allem auch in "Beschreibungen" von z.B. Höflichkeits- und Begrüßungsriten wie z.B. bei Angaben zu Danksagungen und Nachfragen, zum kommunikativen Verhalten an öffentlichen Orten wie Cafés und Restaurants etc. Kultur wird hier explizit wie implizit als Begründung für differentes Kommunikationsverhalten und daraus folgende Schwierigkeiten im Verständnis beim De- und Enkodieren von Bedeutungen konzeptualisiert. Kultur ist hier Menschen als feststehendes Charakteristikum ihrer Identität zuordbar, klar differenzierbar und wird nicht als ein dynamisches, sich ständig in Aushandlung befindliches Konzept der strategischen Differenzierung verstanden.[17]
In der linguistischen Forschungstradition ist interkulturelle Kommunikation überhaupt zu einem Thema geworden vor durch die Annahme bzw. Beobachtung von Missverständnissen und Problemen in interkultureller Kommunikation, die auf Unterschiede in den miteinander kommunizierenden 'Kulturen' zurück geführt werden. Zu fragen ist hier, auf welcher Grundlage die Zuordnung von Menschen zu unterschiedlichen Kulturen, denen die kommunikative Differenz in diesem Fall dann additiv beigeordnet ist, in dieser Forschungstradition bisher geschehen ist. In einer langen Tradition wurde so interkulturelle Kommunikation ohne diesbezügliche nennenswerte Reflexion zugleich auch mit interlingualer Kommunikation gleich gesetzt ohne als solche benannt und ausdifferenziert zu werden. D.h. das Vorhandensein unterschiedlicher Erstsprachen der miteinander Kommunizierenden reichte lange Zeit aus, um zu postulieren, dass es sich in einer Kommunikationssituation um eine interkulturelle handelt. Das Konzept von Kultur, welches hier implizit aufgerufen wurde und wird, ist damit an Sprache gebunden, häufig sogar an Nationalsprache, und damit wiederum häufig an ein Konzept von Kultur als Nation. Dieses schlägt sich auch noch mal in den nun immer zahlreicher werdenden Veröffentlichungen zu Interkultureller Kommunikation im Rahmen der EU nieder (z.B. Andersen 1997).
Wie bereits erwähnt, ist die Frage der Interkulturalität in der Regel überhaupt erst in Erscheinung getreten bzw. zum Thema geworden, wenn Probleme in ebendieser Kommunikation postuliert wurden. "Eines der Schlüsselprobleme interkultureller Kommunikation sind fehlschlagende Kommunikation ('miscommunication') oder auch Missverständnisse ('misunderstandings')." (Rehbein 1985: 9). Kultur dient in diesen Fällen sowohl zur Erklärung kommunikativer Differenzen in Stil, Ausdruck, Lexik, nonverbaler Kommunikation usw., wie zugleich auch als Begründung der Problematik dieser Kommunikationen. Damit reproduziert sich die Vorstellung, dass interkulturelle Kommunikation in besonderem Maße von Interkulturalität geprägt ist, selber. Interkulturalität wird so zugleich als in gewisser Weise "schwierig" oder schwieriger als eine sich so gleichzeitig herstellende "normale" und damit als solche nicht benannte 'mono'kulturelle Kommunikation (re)produziert. Die Forschung befindet sich hier in einem sich selbst legitimierenden Zirkelschluss in der Frage des Verhältnisses von Sprache und Kultur, Vorstellungen von "normaler", "erfolgreicher" und "gelingender" Kommunikation werden so ebenso reproduziert wie Annahmen zu Abweichungen und Störungen sowie ihrer Kausalität.
Interkulturalität von Kommunikation ist in den 90er Jahren innerhalb der linguistischen Gesprächsanalyse auch auf andere Kategorisierungen neben einer interlingualen übertragen worden, so besonders prominent auf die Kommunikation zwischen 'Frauen' und 'Männern', die als Zwei-Kulturen-Theorie der Geschlechter in die Forschung Eingang gefunden hat. Das Konzept der Kultur wird hier somit auf andere Bereiche der Identifikation von Menschen und Gruppen an einem Punkt übertragen, an dem wiederum eine Problematik der Kommunikation postuliert wurde. Kultur impliziert hier bereits in der Frage der Kommunikation eine Ursache für kommunikative Fehlschläge und Missverständnisse. Titel wie Men are form Mars, women are from Venus (Gray 1991), die zu populärwissenschaftlichen Bestsellern geworden sind und bis heute zahllose Nachfolgeveröffentlichungen finden, gehen somit von der These aus, dass 'Frauen' und 'Männer' unterschiedliche Kulturen seien.[18] Diese Auffassung ist in der Nachfolge von zahlreichen Linguist/inn/en, die sich mit Gender und Sprache beschäftigen, vor allem dafür grundlegend kritisiert worden, dass mit diesem Ansatz eine Naturalisierung von Gender als Kultur betrieben wird.[19] Die Kritik richtet sich u.a. dagegen, dass durch diesen Ansatz impliziert wird, dass sich Kultur - hier Gender - im Kommunikationsverhalten zeigt, diese Kultur der kommunikativen Realisierung selber aber vorgängig ist und durch diesen Ansatz in der Annahme seiner Vorgängigkeit auch noch mal verfestigt wird. Camerons (1998) Kritik z.B., dass hiermit zugleich bestimmte Gendervorstellungen naturalisiert und unhinterfragbar gemacht werden. Diese Kritik kann auch rückübertragen werden auf ein Konzept von Kultur, wie es sich in der Forschung zur Interkulturellen Kommunikation häufig findet. Eine explizite Anwendung der feministischen Kritik an dem Kultur = Gender-Modell auf die Forschungen zur interkulturellen Kommunikation bleibt bisher in nennenwertem Umfang jedoch aus.
Die Benennung von Kommunikationssituationen als "interkulturell" gibt in der entsprechenden Forschung in der Regel zugleich auch ein Erklärungsschema vor, das eine Alltagswahrnehmung von Kultur bestätigt: Die Annahme von Fremdheit und Andersheit "anderer" Kulturen (unabhängig davon, ob ein 'engeres' oder 'breiteres' Verständnis von Kultur zu Grunde liegt, das heißt beispielsweise, ob Kultur nun über Sprache, Gender, Schicht usw. definiert wird) wird mit einer Wahrnehmung kommunikativer Differenz bestätigt, die zu dieser in einen kausalen Zusammenhang gebracht wird: Wegen der Angehörigkeit der Kommunizierenden zu unterschiedlichen Kulturen treten Probleme in der Kommunikation auf. Kultur wird damit zu einer der Sprachrealisation vorgelagerten Bedingung derselben, die im Falle interkultureller Kommunikation Differenzen in der En- und Dekodierung von Äußerungen zur Folge haben kann.[20] Ihre Anwendungsorientierung hat die Forschung zur interkulturellen Kommunikation dem Ziel zu verdanken, dass sie darum bemüht ist, die so postulierte Problematik zu analysieren und Ansätze für ihre Behebung zu bieten, für die wiederum eine gesellschaftliche Relevanz postuliert wird, z.B. bei der Frage der Effektivierung von Wirtschaftskontakten. Ein entsprechendes Verständnis des Verhältnisses von Sprache zu Kultur kann für einen Großteil der Forschung zu so genannter Interkultureller Kommunikation im Rahmen der Kontrastiven Pragmatik (vgl. z.B. Blum-Kulka/House/Kasper 1989) und der interaktionsorientierten Zweitsprachenerwerbsforschung (z.B. Dausendschön-Gay/Gülich/Krafft 1995)[21] postuliert werden.
Seit den letzten zehn Jahren finden sich innerhalb der Linguistik vermehrt Ansätze, die diese Prämissen in Frage stellen. So wird die Auffassung, dass eine Gruppe Trägerin einer Kultur ist, zunehmend kritisiert und der Kulturbegriff auch für die linguistische Forschung individualisiert und dynamisiert. Kultur und Sprache treffen in dieser Anschauung beispielsweise in Individuen aufeinander (vgl. Johnstone 1996). Kultur wird hier an eine bestimmte Person geknüpft, die gleichzeitig Trägerin bestimmter Kulturen und Sprache/n sein kann und somit zum sich individuell wandelnden Konzept wird. Als Interkulturelle Kommunikation kann damit prinzipiell jede interpersonale Kommunikation verstanden werden. Ein Grundfaktor einer nicht glückenden Verständigung in interkultureller Kommunikation in diesem Ansatz - sofern diese bewusst wird - liegt in der kulturelle Stereotype reproduzierenden metapragmatischen Kontextualisierung der Äußerungen des Gegenübers oder in der Transponierung der eigenen unbewussten kommunikativen Standards und Erwartungen auf das Gegenüber unter Missachtung einer auch kulturellen kommunikativen Variabilität. Damit wird der Aspekt der Projektin von Idneittäten in Kommunikationen zu einer analysierbaren Größe gemacht. Knapp-Potthoff/Liedke (1997) distanzieren sich von dem Begriff Kultur für eine ganze Gruppe und ersetzen ihn durch "Kommunikationsgemeinschaft". Dies wird dann gültig, wenn Individuen "[...] jeweils über durch regelmäßigen kommunikativen Kontakt etablierte Mengen an gemeinsamem Wissen sowie Systeme von gemeinsamen Standards des Wahrnehmens, Glaubens, Bewertens und Handelns" verfügen. (Knapp-Potthoff/Liedke 1997: 194) Bei diesen Modifikationen des traditionellen Kulturverständnisses in der Linguistik wird Kultur als ein gemeinsames Wissen aufgefasst. Es wird dadurch gleichzeitig dynamisiert, indem gefragt wird, inwiefern es in konkreten Kommunikationen relevant gesetzt ist.
Kern (2000) bietet einen Überblick über die vor allem linguistische Forschungstradition zur interkulturellen Kommunikation der letzten 20 Jahre und fasst zusammen:
Sie bezieht sich in dieser positiven Einschätzung vor allem auf Forschungen im Rahmen der so genannten Interpretativen Soziolinguistik, insbesondere durch und in der Nachfolge von Gumperz (z.B. 1992). Kultur wird hier in Form von Zuschreibungen in Kommunikationssituationen hergestellt.
Gumperz Konzeptualisierung des Verhältnisses von Sprache und Kultur bietet damit einen weiteren Ausgangspunkt für einen konstruktivistischen Ansatz innerhalb der linguistischen Forschung zur interkulturellen Kommunikation. Gleichzeitig ist aber auch hier zu beachten, dass er Kultur auch zu den Kontextfaktoren von Kommunikation rechnet und so zum Beispiel eine ethnische Identität und damit Differenz voraussetzt, die genau dieses Verstehen ermöglichen oder erschweren.[22]
In Ergänzung zu einer ethnomethodologischen Konversationsanalyse kann eine Miteinbeziehung ideologischer Dimensionen von Kommunikationen für eine Infragestellung von Interkulturalität als Bezugsgröße sinnvoll sein. Die in einer Gesellschaft vertretenen (sprach)ideologischen Auffassungen sind dem Individuum in der Regel nicht bewusst, aber ausgesprochen wirkungsvoller Teil der interaktiven Aushandlung von Bedeutung.
Die hier angesprochene Implizitheit sprachlicher Ideologien als eine zentrale immaterielle kulturelle Manifestation und die Relevanz der (Re)Produktion dieses impliziten Sprachwissens in "interkulturellen" Kommunikationssituationen liegt auf der Hand. Eine so verstandene, entsprechende Forschung kann damit auch Einblicke in die sprachideologischen Prozesse verschiedener Gesellschaften und gesellschaftlicher Gruppen geben und damit einen wichtigen metapragmatischen Beitrag zu einer Analyse der immateriellen Manifestationen in der Aushandlung von Kultur liefern.
Hier könnte eine perspektivisch-pragmatische Linguistik ausgehend von einem konstruktivistischen Verständnis fragen, wie Kultur so stark konventionalisiert wird, dass es in der Annahme der Kommunizierenden als der Kommunikation vorgängiger, und von dieser unabhängiger Kontextfaktor wirksam bzw. relevant wird - ohne damit als Forschende eine Unhinterfragbarkeit von Kultur in der Kommunikationsanalyse mit zu übernehmen, sondern den Fokus beispielsweise genau darauf zu legen, wie Kultur in dieser Setzung von Annahmen als vorgängig reproduziert wird. Eine solche Forschungsperspektive könnte bisherige Forschungen zu interkultureller Kommunikation, insbesondere die Forschung, die eine essentialistische Annahme von Kultur vertritt, neu interpretieren bzw. im Falle einer zumindest partiell angelegten konstruktivistischen Perspektive wie bei Gumperz diese um eine weitergehende konstruktivistische Analyse ergänzen, indem die Vorannahmen, die diesen Analysen zu Grunde liegen, ebenfalls zum Gegenstand der Forschung werden. Zum einen würde so eine historiografische Analyse der Konstitution eines Gegenstandsbereichs der Linguistik im Bereich der Interkulturellen Kommunikation ermöglicht. Zum anderen könnte dies in Folge zu neuen Erkenntnisinteressen und Fragestellungen einer entsprechenden Forschung führen. Ausgehend von einer ethnomethodologisch basierten Konversationsanalyse wird beispielsweise gefragt, an welchen Punkten Kultur explizit gesetzt wird in Kommunikationen, welche Vorstellungen von Kultur hier konkretisiert werden und welche Funktionen die Explizitsetzung von Kultur in der konkreten Kommunikationssituation übernimmt. In der Auswahl der zu analysierenden Gespräche wird aber zuglich häufig ein bestimmtes, als vorläufig angenommenes Kulturkonzept bedient, wenn z.B. Interagierende aus zwei verschiedenen geografischen Regionen mit häufig unterschiedlichen Erstsprachen untersucht werden. Die Vorannahmen der Korpuserstellung werden zwar häufig relativiert, wenn sie nicht als ein mehr- oder interkultureller Korpus bezeichnet werden, sondern beispielsweise als ein interlinguales. Der Blick darauf, wie sich Interkulturelle Kommunikation manifestiert, bleibt damit aber dennoch auf bestimmte Aspekte fokussiert, die vor der Analyse festgesetzt wurden. Die Frage könnte somit auf jegliche Kommunikationssituationen angewendet werden, ohne dass eine kategorisierende Vorauswahl durch eine Beschränkung auf z.B. so genannte interkulturelle Kommunikationssituationen notwendig wäre. In diesem Konzept würde die Herstellung einer kulturellen Differenz in Kommunikationen als ein Mittel unter anderen zur Herstellung von Identität und Differenz verstanden. Dies könnte die Perspektive einer gesprächsanalytischen Forschung zu Sprache und Kultur erweitern und als solche auch impulsgebend auf das Feld der so genannten Interkulturellen Kommunikationsforschung wirken, da so unhinterfragte Prämissen zu Kultur und Interkulturalität neu diskutiert werden könnten. Wie Siegfried (in diesem Band: http://www.linguistik-online.de/14_03/siegfried.html) beispielsweise aufzeigt, kann die Bezugnahme auf ein bestimmtes Konzept von Kultur in der Kommunikation auch der Schaffung einer Gemeinsamkeit dienen und muss nicht ausschließlich ausgehend von einer präsupponierten Problematik einer Kommunikationssituation, da sie interkulturell ist, analysiert werden.
Zu fragen bleibt, wie diese Forschung über das ethnomethodologische Paradigma hinausgehend kommunikative Aushandlungen mit berücksichtigen kann, in denen ein wie auch immer verstandenes Konzept von Kultur nicht zunächst explizit von den Interagierenden benannt sein muss, um analysierbar zu werden.[23] In dieser Diskussion um die Kontextualisierung einer entsprechenden Forschung könnte die im folgenden Unterkapitel vorgestellte Kritische Diskursanalyse gewinnbringend eingesetzt werden.
Perspektivisch ist zu erwarten, dass ein konstruktivistisches Verständnis von Sprache und Kultur auch zu einer Neubestimmung linguistischer Themenstellungen führen könnte, in der die Frage der Konstitution und Funktionsweise Interkultureller Kommunikation u.a. durch die in dieser Perspektive größeren Frage der Herstellung von Gemeinsamkeit und Differenz in Kommunikationen, nicht nur bestimmt auf ein vorbestimmtes Kulturkonzept, abgelöst werden könnte (vgl. z.B. Blommaert und Verschueren 1998). Diese Auffassung schließt sich der von Apfelbaum und Müller (1998) geäußerten These an, dass Interkulturelle Kommunikation kein linguistischer Forschungsgegenstand, sondern eine linguistische Forschungsperspektive sei.[24] Eine solche Analyse, die eine ReAnalyse bisheriger linguistischer Forschungen ebenso umfasst wie eine metadisziplinäre Analyse der in den konkreten Forschungen jeweils vertretenen Konzepte von Sprache und Kultur, wird als ein linguistisch fundiertes Projekt innerhalb einer transdisziplinären Kulturwissenschaft verstanden. Bormann (2001: 24) formuliert für eine Reflexion der Sozialwissenschaften und Ethnologie, was hier auf die Linguistik übertragen werden soll:
Es wird vorgeschlagen, Interkulturelle Kommunikationsforschung als Teil einer Forschungsrichtung aufzufassen, die sich auf die Untersuchung kommunikativer Aushandlungen von Identitäten bezieht.
Die Kritische Diskursanalyse wird als ein möglicher methodischer Rahmen für eine solche transdisziplinäre kulturwissenschaftliche Analyse angesehen und soll im folgenden dahingehend diskutiert werden.
Die Kritische Diskursanalyse ermöglichst eine methodisch detaillierte, auf sprachliche Handlungen fokussierte Analyse der Herstellung von Identität.[25] Sie bietet sich somit als ein Rahmen an, um linguistische Analysemethoden in eine transdisziplinäre Kulturwissenschaft einzubringen. Die Kritische Diskursanalyse ist kein in sich geschlossenes methodisches Konzept, sondern ein Rahmen, der es ermöglicht, verschiedene methodische Ansätze miteinander zu kombinieren, so dass neben z.B. textlinguistischen Analyseverfahren u.a. auch sozialwissenschaftliche Methoden Platz finden können. Als solche überschreitet sie den disziplinären Rahmen einer Linguistik zugleich, betont aber für die Analyse sprachlich manifestierter Diskurselemente die Rolle, die eine genaue Sprachanalyse hier spielen muss.[26]
Der theoretische Rahmen der Kritischen Diskursanalyse sind die Theorien der Ideologie von Louis Althusser und Mikhail Bakhtin und die Denktraditionen von Antonio Gramsci und der Frankfurter Schule. Einige Vertreter/innen der Kritischen Diskursanalyse schließen sich zudem explizit an Foucaults Diskurstheorie an. Diese Ansätze werden im folgenden ausgeführt. Eine weitere Quelle für einige Ansätze innerhalb der Kritische Diskursanalyse ist die multifunktionale Theorie der Sprache von Halliday sowie die Theorie kognitiver Textplanungsmodelle, womit gleichzeitig ein Bogen zur weiter unten vorgestellten Kognitiven Linguistik geschlagen werden kann.
"Kritisch" definiert sich die Kritische Diskursanalyse zum einen in Anlehnung an die Frankfurter Schule, zum anderen durch die gemeinsame Tradition mit der Kritischen Linguistik. Nach Habermas muss eine kritische Wissenschaft selbst-reflexiv sein, also die zugrundeliegenden Interessen reflektieren, und sie muss den historischen Kontext der Interaktionen beachten. Habermas Konzept der idealen Sprechsituation ist die utopische Vision von Interaktion ohne Machtbeziehungen. Ihr entspricht auch die pädagogische Zielrichtung des Ansatzes der Kritischen Diskursanalyse in einigen ihrer Varianten, die konkret darauf abzielen Individuen in die Lage zu versetzen Diskurse dekonstruieren und damit Machtansprüche offen zu legen und herausfordern zu können (z.B. in der von Fairclough 1991 vertretenen Variante des resistant readings).
Das Entstehen einer entsprechenden so genannten kritischen Perspektive innerhalb der Linguistik in Form der Kritischen Diskursanalyse ist zugleich als Reaktion auf die komplementäre Variante der Pragmatik und die quantitative Soziolinguistik zu verstehen - nicht zuletzt auch auf deren restringierten und stark an ethnische bzw. nationale Identität angelehnten Kulturbegriff bezogen, die Prämisse der objektiven Deskription und die Ignorierung von Macht- und Herrschaftsaspekten in der Wirkungsweise von Sprache. Die Kritische Linguistik fokussiert hingegen die Annahme, dass Diskurs nicht ohne soziale Bedeutungen existiere und dies nicht ein bloß möglicher zusätzlicher Faktor in der Betrachtungsweise ist (vgl. Fowler 1996a und b). Dies wurde in der Folge von Forscher/inne/n unterschiedlicher Traditionen wie Soziolinguistik, formale Linguistik, Sozialpsychologie oder Literaturwissenschaft aufgenommen und häufig mit Betonung der Interdisziplinarität des Ansatzes erweitert.
Die Kritische Diskursanalyse ist auf der Ebene der konkreten Sprachanalyse methodisch zunächst von Ansätzen aus der traditionellen Linguistik ausgegangen, indem sie die Instrumente genauer und differenzierter Sprach- und Bedeutungsanalysen insbesondere auf der Ebene des Textes zentral gesetzt hat. Diese Analysen werden jedoch Teil einer umfassenderen Diskursanalyse, in der weitere Analyseebenen zur der Textanalyse hinzutreten. Bei Fairclough (1991) sind dies vor allem die Ebenen der diskursiven und sozialen Praktiken. Damit einher geht eine Diskussion der Herstellung von Bedeutung bezogen auf sprachliche Prozesse, die sich von der bisherigen linguistischen Diskussion abhebt. Bedeutung wird nicht mehr länger lediglich als sprachliche Größe festgemacht, die aus der Opposition bestimmter sprachlicher Elemente zu anderen hergeleitet werden kann, sondern als ein dynamisches Konzept der Herstellung, Aushandlung, Produktion und Veränderung von Sinn in Diskursen.[27] Mit einer konstruktivistischen Grundannahme wird nicht von der Auffindung von festen Bedeutungen in sprachlichen Manifestationen ausgegangen, sondern ein dynamisches Bedeutungskonzept angesetzt. Eine mögliche Erweiterung der Diskussionen um die Herstellung von Bedeutung im Rahmen der Kritischen Diskursanalyse, wie sie bisher formuliert sind, könnte beispielsweise darin bestehen, die von Sperber und Wilson (1995) in die pragmatische Diskussion eingebrachten Überlegungen zu Bedeutung und Relevanz stärker mit ein zu beziehen. Diskurse sind historisch situiert und können nur im Zusammenhang ihres Kontextes verstanden werden. Die Frage, was zum Kontext zu rechnen ist und welche Bedeutung dem Kontext beizumessen ist, wird fortlaufend im Rahmen der Kritischen Diskursanalyse - wie der Pragmatik insgesamt - diskutiert (vgl. van Dijk 1999). Ein weiterer Aspekt, der hier eine zentrale Rolle spielt, die die Konzeptualisierung von Macht. Machtbeziehungen werden in Anlehnung an die Konzepte zu Macht von Foucault und Bourdieu als diskursiv konstituiert verstanden. Es wird daher nicht nur die Konstitution und Konstruktion von Macht im Diskurs, sondern auch Macht über den Diskurs in die Analyse einbezogen. Dies bedeutet beispielsweise, dass 'Gesellschaft' und 'Kultur' als diskursiv geschaffen angesehen werden, sie aber gleichzeitig auch den Diskurs konstituieren. Jedes einzelne Moment des Sprachgebrauchs reproduziert oder transformiert das, was so zugleich als 'Gesellschaft' und 'Kultur' konzeptualisiert wird. Um die ideologische Dimension von Diskursen analysieren zu können, werden im Rahmen der Kritischen Diskursanalyse unter anderem sprachliche Manifestationen als Teile von Diskursen analysiert und ihre Interpretationen, Rezeptionen sowie ihre sozialen Effekte untersucht.
Leitende Fragestellung ist nicht mehr, was ein Text bzw. ein Satz oder ein Wort "bedeutet", sondern inwiefern in einem Diskurs Bedeutungen hergestellt, ausgehandelt und (re)produziert werden und in welchen wechselseitigen Bezügen diese Bedeutungsaushandlungen zu denen anderer (sprachlicher) diskursiver Manifestationen stehen. Ein traditionelles linguistisches Bedeutungskonzept fließt hier am ehesten ein, indem Wort-, Satz- oder Textbedeutung als eine Form konventionalisierter traditioneller Bedeutungsmanifestation konzeptionalisiert wird und als solche in einer Diskursanalyse auch befragt werden kann. Diese Perspektive beinhaltet damit zugleich u.a. Fragen danach, inwiefern in manchen Diskursen und Diskursteilen Konzepte anderer Diskurse übernommen werden; wo sich Parallelen, wo Unterschiede und Modifikationen finden; welche Diskurse als Legitimationsquellen für bestimmte Auffassungen zitiert werden, wo diskursive Verbindungen hergestellt werden, wo Auslassungen stattfinden. Elemente eines Diskurses, wie z.B. einzelne Texte oder Textteile, werden dann auf interdiskursive und intertextuelle Bezüge miteinander gegen gelesen. Implikationen und Präsuppositionen werden herausgearbeitet und diese im Rahmen einer Analyse, die Diskurse und ihre einzelnen Bestandteile als zugleich sozial und historisch konstituiert, konstruiert und verankert versteht, analysiert. Die Kritische Diskursanalyse impliziert eine systematische Methodologie und eine Verbindung einer z.B. sprachlichen Manifestation mit seinen sozialen Bedingungen, Ideologien und Machtbeziehungen. Analysen sind nie abgeschlossen, sondern immer auch offen für eine Bezugnahme auf neue Kontexte, Kontextualisierungen und Themenstellungen. Damit setzt sich die Kritische Diskursanalyse von dem objektiven und deskriptiven Anspruch der strukturalistischen Linguistik ab.
In jüngster Zeit gibt es eine Vielzahl von Veröffentlichungen, die sich intensiver mit Theorie und Methode der Kritischen Diskursanalyse beschäftigen und die Frage ihrer disziplinären Verortung und Überschreitung diskutieren (vgl. z.B. Wodak/Meyer 2002; Jäger 2001; Chouliaraki/Fairclough 1999).
Aus Sicht der Linguistik als Disziplin bietet die Kritische Diskursanalyse dieser die Möglichkeit der aktiven Partizipation und einer einflussreichen Stellung in einem transdisziplinären kulturwissenschaftlichen Projekt. Die Detailgenauigkeit linguistischer Ansätze in Bezug auf die Analyse der Rolle und Funktion sprachlicher Prozesse in der Herstellung und Reproduktion von Bedeutungen auf verschiedenen diskursiven Ebenen kann hier zum Einsatz und zur Würdigung kommen. In diesem Sinne wird hier die Etablierung eines transdisziplinären kulturwissenschaftlichen Ansatzes durch z.B. eine Institutionalisierung entsprechender Forschung als eine Chance für die Linguistik gesehen. Diese besteht einerseits in einer Behauptung ihrer Position als Disziplin, die auf sprachliche Prozesse als Teil von Diskursen fokussiert ist, andererseits aber auch in ihrer Mitbestimmung von Theorie und Methode in einer transdisziplinären Kulturwissenschaft nach dem linguistic turn, die sich bisher weitgehend ohne Beteiligung der Linguistik konstituiert hat.
Im folgenden wird eine Verbindungslinie zur Forschung zur interkulturellen Kommunikation geschlagen, wie sie im vorangegangenen Unterkapitel diskutiert worden ist. Zum einen kann ein Modell Kritischer Diskursanalyse bezogen auf den Forschungsgegenstand interkultureller Kommunikation den wissenschaftlichen Diskurs zu interkultureller Kommunikation als Grundlage nehmen, um ausgehend davon historiografisch die Konstitution des Themengebietes in der Linguistik zu analysieren. Dieses Forschungsinteresse entspricht einem Ansatz von Wissenschaftsgeschichte, wie z.B. Böhme (a.a.O., 4) ihn als Teil der Kulturwissenschaften disziplinenübergreifend formuliert. Zu fragen wäre in einem solchen Projekt beispielsweise, wie Kultur in den einzelnen Forschungsrichtungen und -schulen konzeptualisiert wird, welche Erkenntnisinteressen verfolgt werden, auf welche Diskurse sie sich wiederum in welcher Form beziehen usw. Eine entsprechende Forschung würde so Aufschluss geben über die Konstitution eines Themengebietes, disziplinäre Verortungen und Grenzziehungen. Dieser Diskursstrang[28] könnte wiederum ins Verhältnis gesetzt werden zu politischen Diskursen (zum Beispiel zu (Europäischer) Integration; Internationalisierung des Arbeitsmarktes aber auch zur Rolle und Funktion von Bildung, insbesondere Hochschulen; zur Legitimation und zum Selbstverständnis der Geisteswissenschaften usw.), um so interdiskursive Verbindungen und Bedingtheit, Herstellung von Definitionsmacht usw. zu untersuchen. Mit diesem Forschungsansatz würde somit eine Metaebene zur Forschung zur interkulturellen Kommunikation angelegt.
Die Analyse interkultureller Kommunikation könnte so mit Hilfe eines Ansatzes der Kritischen Diskursanalyse neu kontextualisiert werden und die Selbstreflexivität der Forschung stärken. Darüber hinaus ist so die Herstellung von Interkulturalität in z.B. Alltagsgesprächen im Rahmen der Relevanz und Bedeutung kultureller Identitäten in einem soziohistorischen Kontext analysierbar. Die Frage, welchen Stellenwert kommunikative Aushandlungen in der Herstellung von kulturellen Abgrenzungen besitzen, kann so ebenso in die Forschung integriert werden wie die Frage, welche inhaltliche Füllung das Konzept der kulturellen Identität in verschiedenen Diskursen explizit wie implizit zugeschrieben bekommt.
Wie der Prozess der Bedeutungsaushandlung und -zuschreibung erfolgt, könnte zusätzlich vertiefend durch eine Integration einer kognitiv-linguistischen Perspektive in das entsprechende transdisziplinäre kulturwissenschaftliche Projekt behandelt werden. Damit würden zugleich bisher zu wenig beachtete Aspekte von Bedeutung als Konzept im Rahmen einer Kritischen Diskursanalyse eine verstärkte Beachtung finden. Entsprechende Ansatzpunkte aus der Kognitiven Linguistik sollen im nachfolgenden Unterkapitel daraufhin befragt werden.
Die Kognitive Linguistik setzt die Funktion von Sprache in Bezug auf menschliche Kognition zentral. Es stehen kognitive Konstrukte, Operationen und Dynamiken sowie ein Verstehen des menschlichen konzeptuellen Systems im Zentrum des Interesses. Sprache ist hierbei nur eine von vielen wichtigen und relevanten Datenquellen. Entsprechend müssen auch die angewendeten Methoden kontextuelle Faktoren des Sprachgebrauchs und nicht-sprachliche Kognitionen mit berücksichtigen.
Die Kognitive Linguistik scheint so dazu geeignet in ein transdisziplinäres kulturwissenschaftlichen Projekt integriert zu werden. Parallelen zu dem Projekt einer Kritischen Diskursanalyse sind offensichtlich. Im Gegensatz zu letzterer fokussiert die Kognitive Linguistik, wo und wie Bedeutung in Form von Konzeptualisierung entsteht und wovon diese abhängig ist. In diesem Sinne kann sie auch als eine sinnvolle Ergänzung für einen Ansatz der Kritischen Diskursanalyse verstanden werden. Es ist nicht möglich, die Bandbreite kognitiv linguistischer Ansätze, die von der Formulierung einer kognitiven Grammatik (Langacker 1991) über eine kognitive Semantik (Sweetser 1990) bis zu einer kognitiven Pragmatik (Nemeth 2001, Marmaridou 2000) reichen, hier umfassend darzustellen. Über die Grenzen der Kognitiven Linguistik hinweg besonders bekannt geworden sind kognitiv-linguistische Studien zu Metaphern (vgl. Lakoff 1987, Lakoff und Johnson 1980). Im Rahmen des vorliegenden Artikels sind die Verbindungslinien zwischen Kognitiver Linguistik und Pragmatik von besonderem Interesse. Um diese einordnen zu können, werden zunächst Grundprämissen einer Kognitiven Linguistik kurz erläutert.
Die Kognitive Linguistik versteht sich selber als Teil einer umfassenderen kognitiven Wissenschaft, die definiert werden kann als "[...] a contemporary, empirically based effort to answer long-standing epistemological questions - particularly those concerned with the nature of knowledge, its components, its sources, its development, and its deployment." (Gardner 1985: 6) Gardner schränkt seine Sichtweise auf Kognition im folgenden auf den Aspekt der mentalen Repräsentation ein, wodurch menschliche Kognition durch eine Analyse von Symbolen, Schemata, Bildern und Ideen möglich gemacht werden soll. Diese Sichtweise ist auch Ausgangspunkt der Kognitiven Linguistik, wenn sie davon ausgeht, dass der menschliche Organismus nur dadurch in der Lage ist, mit seiner Umwelt umzugehen, weil er "[...] create elaborate representations of the world around it, to represent within itself its own view of what the world surrounding the organism is like." (Chafe 1990: 80) Die Vorstellung, dass durch Sprache mentale Repräsentationen ausgelöst und assoziiert werden, ist eine Grundprämisse der Kognitive Linguistik. Wie dies mit Hilfe von Sprache geschieht, wie also das Verhältnis von Sprache zu mentaler Repräsentation ist, wird von verschiedenen Forscher/inne/n auch innerhalb der Kognitiven Linguistik verschieden gesehen und beschrieben, u.a. als gestalts, Schemata, Bilder oder als idealisierte kognitive Modelle (idealized cognitive model oder ICM). Sprache wird nicht als bedeutungstragend angesehen, sondern als bedeutungsauslösend.
Wie auch in der zuvor diskutierten perspektivisch-pragmatischen Variante gibt auch die Kognitive Linguistik die Trennung in die Betrachtungsebenen von Phonologie, Morphologie, Syntax usw. als erkenntnisleitende Strukturierungen der Sprachanalyse auf. Sie werden lediglich als relevante analytische Ebenen in einer Analyse der mentalen Bedeutungsrepräsentation angesehen.
Dadurch, dass sprachliche Handlungen in der Kognitiven Linguistik nicht als Trägerinnen von Informationen, sondern als Auslöserinnen für kognitive Operationen und Prozesse in konkreten Kommunikationen konzeptualisiert werden, wird zugleich davon ausgegangen, dass durch Sprache bedeutungstragende Netzwerke im Subjekt aktiviert werden, die ihrerseits abhängig sind von bestimmten kognitiven Voraussetzungen.[29] Dieses Konzept zu Bedeutungen ist damit konträr zu dem Alltagsverständnis, in dem Bedeutungen direkt in den Wörtern, die die Bedeutungen tragen (auch dies ein metaphorisches Konzept für diese Verständnis), sowie in Kombinationen dieser Wörter (Sätze, Texte) enthalten ist.[30]
Es stehen hier damit nicht nur klassische linguistische Prämissen zur Debatte, zusätzlich bekommen menschliche Kognition und Kommunikation auch einen anderen Stellenwert, als dies in der traditionellen Linguistik bisher der Fall gewesen ist. Diese Sichtweise auf Sprache ist sowohl hervorragend integrierbar in ein Projekt Kritischer Diskursanalyse zu Identitätskonstruktionen wie gleichzeitig damit auch in eine transdisziplinäre Kulturwissenschaft.
Weltsicht und damit Auffassungen zu Kultur konstituieren sich auf individueller Ebene als mentales Modell und sind damit der 'Schlüssel' zum Verständnis der Relation zwischen Sprache und der Herstellung von Kultur. Diskursiv (re)produzierte und unterstützte mentale Vorstellungen gehen in diesem Konzept auf dasselbe kognitive Vermögen zurück wie visuelle oder durch andere Reize verursachte Perzeptionen. Dies bildet in der kognitiv-linguistischen Annahme zugleich die Grundlage dafür, dass es nicht nur möglich ist verbal direkte Erfahrungen mitzuteilen, sondern beispielsweise auch zu erzählen, was lange zurück liegt, über Zukünftiges zu spekulieren, Mythen und Romane zu 'verstehen' und zu produzieren usw. Die mentalen Vorstellungen, die Menschen sich machen, sind diskursiv konstituiert und begründet, aber auch nur diskursiv auffindbar, verständlich und nur auf diskursiver Ebene analysierbar.
Sprachgebrauch stellt so Kultur als Kategorie und Wahrnehmungsgröße mit her und auch die Vorstellung, die im Alltagsverständnis zu Bedeutung besteht, ist eine kulturelle Größe. Auf der Ebene der Grammatik kann dies in einer kognitiv-linguistischen Sicht beispielsweise folgendes 'bedeuten':
Diese Sichtweise legt eine diskursive Analyse des Phänomens Grammatik geradezu nahe. Die Aspekte der Konventionalisierung von Vorstellungen zu Bedeutungen und der Rolle von Sprache bieten hier mögliche Ansatzpunkte für eine Integration von Kognitiver Linguistik mit Kritischer Diskursanalyse im Sinne einer selbstreflexiven Linguistik.
Vielleicht auch dem geringen Alter dieser linguistischen Richtung geschuldet, sind Analysen der Kognitiven Linguistik bisher vor allem auf der lexikalischen, phonologischen und grammatischen Ebene zu finden, umfassendere Betrachtungen auf der Diskursebene sind zukünftigen Forschungen vorbehalten. Die zahlreichen Untersuchungen, die es unter anderem auf lexikalischer Ebene gibt und die sich beispielsweise mit den metaphorischen Konzepten zu kulturellen Konstruktionen von Emotionen, kulturellen Konzeptualisierungen von z.B. Zeit, Argumentation und Raum beschäftigt haben, sind bereits jetzt hervorragend in Projekte Kritischer Diskursanalyse integrierbar bzw. ergänzen diese um eine wichtige Dimension.
Palmer (1996: 36) entwirft eine Integration der Kognitiven Linguistik in ein größeres transdisziplinäres kulturwissenschaftliches Projekt, welches er cultural linguistics nennt. Dies hat somit seinen Schwerpunkt weiterhin in einer linguistischen Analyse:
Wenngleich die Rolle und Funktion der Kognition in der Konstruktion und Konstitution von Kultur beispielsweise in konkreten diskursiven Kontexten noch zu explizieren ist und zukünftiger Forschung überlassen bleibt, zeigen sich hier dennoch Rolle und Status, die linguistisch basierte, sprachliche Analysen in einer transdisziplinären Kulturwissenschaft durch ihre Fokussierung sprachlicher Prozesse einnehmen können. Wie an mehreren Stellen betont, sind Teile der Kognitiven Linguistik darum bemüht, universalistische kognitive Strukturen durch eine Sprachanalyse sichtbar zu machen. Eine entsprechende Zielrichtung wurde an verschiedenen Stellen in den hier angeführten Zitaten bereits deutlich. Diese zielen wiederum auf essentialisierende Vorstellungen und Konzeptualisierungen ab, während hier von der Notwendigkeit einer kontextsensitiven Betrachtung der Herstellung von Bedeutungen in den verschiedensten Kommmunikationssituationen ausgegangen wird. Teile der zuvor angesprochenen kognitiv-linguistischen Forschung können hierfür wichtige Bausteine liefern, sofern sie selber in einem perspektivisch-pragmatischen Konzept kontextualisiert sind.
Dies versucht Marmaridou (2000), indem sie einen Bogen zwischen einem kognitiv-linguistischen und einem pragmatischen Projekt zur Erforschung von Sprache zieht. Auf der Grundlage einer von ihr formulierten Kritik an der Unzulänglichkeit von sowohl Pragmatik als auch Kognitiver Linguistik in der Frage der Klärung von Bedeutung[32] entwickelt sie eine Definition für eine kognitiv-pragmatische Linguistik, die als Grundlage für einen entsprechenden Ansatz im Kontext einer transdisziplinären Kulturwissenschaft dienen kann. In diesem formuliert sie die Aufgabe der Linguistik als "[...] the study of the use of language to structure reality as meaningful experience. According to this definition, pragmatic meaning emerges interactively while language is so being used." (Marmaridou 2000: 61) Diese Definition soll als leitend für eine mögliche Integration linguistischer Forschungen in ein kulturwissenschaftliches Projekt übernommen werden.[33] Marmaridou betont den institutionellen Charakter von Sprache, Sprache ist in ihrer Konzeption ein symbolisches Mittel, um Erfahrungen auszudrücken und damit immer sozial situiert. Sprache 'entspricht' damit nicht einer wie auch immer gearteten und erfahrbaren physikalischen Realität, sondern ist in Form von metaphorischen mappings und spezifischen Bilderschemata imaginär strukturiert (vgl. Marmaridou 2000: 61). Durch den Prozess ihrer sozialen Institutionalisierung werden diese Schemata Teil unserer Erfahrungen und sozialen Identitäten.
Dieser Ansatz bietet so gleichzeitig auch einen theoretischen Rahmen, um die in Kapitel 4.1 angedeutete Kritik an einem linguistischen Verständnis von interkultureller Kommunikation zu analysieren. Dient Sprache der Konzeptualisierung von Erfahrungen, so kann die Wahrnehmung von an einer Interaktion Beteiligten dieser Interaktion als interkulturell von diesen gleichzeitig der Kommunikation zugeschrieben werden, da diese als Ausdruck von einer so erfahrenen Realität konzeptualisiert wird. Die Erfahrung sprachlicher Kommunikation bildet hier eine symbolische Form der Erfahrung sozialer Existenz, die so den Glauben an die Vorgängigkeit kultureller Identität vor dem Eintritt in die Interaktion bestätigt. Zu fragen wäre aus einem kognitiv-pragmatischen Ansatz somit in der Analyse konkreter Gesprächssituationen, woran die Beteiligten die Erfahrung von Interkulturalität in diesen festmachen. Zu erwarten ist hier zum Beispiel, dass insbesondere die Erfahrung unerwarteter Kommunikationsmuster und -strukturen als Formen von Abweichung einer immer wieder gleichzeitig so hergestellten Normalität als soziale Erfahrung kultureller Verschiedenheit konzeptualisiert wird. Wie in Kapitel 4.1 gezeigt wurde, wird diese Annahme von einem großen Teil der Forschung zur Interkulturellen Kommunikation in dieser Form unkritisch vertreten. Auf der Grundlage eines kognitiv-pragmatischen Ansatzes könnte dies nun einer erneuten Analyse unterzogen werden und so neu reflektiert werden und zu einem vertieften Verständnis der Konstituierung von Interkulturalität als identitätsstiftende Repräsentation von sozialen Erfahrungen beitragen.
Ausgehend von einer kognitiv-linguistischen Perspektive könnte darüber hinaus untersucht werden, inwiefern in der Benennung von Interkulturalität ein bestimmtes Konzept von Differenz aufgerufen wird. Die kognitive Konzeptualisierung einer räumlichen Trennung, wie sie implizit im Bild der Interkulturalität assoziiert wird, kann zum Beispiel gegen gelesen werden mit Raummetaphern und -konzepten, wie sie in konkreten Kommunikationen verwendet sind. Damit wird die Interdependenz der Herstellung und der Wahrnehmung von Interkulturalität im Prozess der sprachlichen Reproduktion von Bedeutungszuschreibungen fokussiert. Damit würde in einem entsprechenden Forschungsprojekt durch eine Einbeziehung eines kognitiv-linguistischen Ansatzes eine weitere Ebene der Konzeptualisierung von Kultur im Alltagsverständnis analysiert werden können.
Ein darüber hinausgehendes, im Rahmen einer transdisziplinären Kulturwissenschaft zu leistendes Projekt einer kritischen Evaluation kognitiv-linguistischer Forschung wäre zudem die an mehreren Stellen bereits angesprochene Befragung der Kognitiven Linguistik darauf, inwiefern in ihr, wenn auch anders als in der generativistischen Linguistik, Naturalisierungen und ein Rückzug auf sowie eine Verfestigung der Vorstellung bestimmter biologischer Grundlagen menschlicher Existenz, in diesem Falle insbesondere die Herstellung einer Vorgängigkeit von Kognition vor Kommunikation, reproduziert werden.
Wie die hier vorgestellten linguistischen Ansätze zeigen, ist die Einbeziehung der Linguistik in ein kulturwissenschaftliches transdisziplinäres Gesamtkonzept ein ausgesprochenes inhaltliches, konzeptionelles wie methodisches Desiderat. Aus einer konstruktivistischen erkenntnistheoretischen Perspektive nimmt die Frage der Art, Konzeptualisierung, Funktion und Herstellung von Bedeutung einen zentralen Platz in diesem Forschungsprojekt ein. Ansätze aus der Kritischen Diskursanalyse und der Kognitiven Linguistik können, ausgehend von einem pragmatischen Sprachverständnis, sinnvolle Ansatzpunkte bereitstellen. Die Frage der Transdisziplinarität ist aus dieser Sicht nicht eine Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit einer genauen Erforschung von u.a. Kultur aus einer konstruktivistischen Perspektive.
In diesem Sinne kann ein transdiziplinäres, kulturwissenschaftliches Konzept zur Integration verschiedener Forschungsinteressen und -perspektiven im Rahmen eines konstruktivistischen Erkenntnisinteresses eine neue Forschungsperspektive eröffnen. Die bedeutsame Rolle und Funktion, die die Linguistik in diesem Zusammenhang für die Erforschung von Fragen der Herstellung, Rolle und Funktion von Kultur als einer Form der Aushandlung, Konstruktion und Manifestation von Identitäten in verschiedenen Diskursen und diskursiven Feldern hat, ist in dem vorliegenden Artikel expliziert worden. Konkret verdeutlicht wurde dies an einer Diskussion des Forschungsfeldes der Interkulturellen Kommunikation, wie es sich im Rahmen der Linguistik konstituiert hat und welche hier als eine Form der Analyse von Identität verstanden wird. Damit wurde zugleich die Art und Weise der Konzeptualisierung von Kultur in Abhängigkeit von den zugrundeliegenden erkenntnistheoretischen Prämissen innerhalb verschiedener Traditionen linguistischer Forschung aufgezeigt.
In den Worten von Verschueren (1999: 271) bedeutet dies ausgehend von einem perspektivisch-pragmatischen Ansatz: "Probably the time has indeed come for a complete reassessment of the human sciences as a network of converging and diverging perspectives on different dimensions of human reality rather than a collection of disciplines."
1 Ich beziehe mich im Rahmen dieses Artikels ausschließlich auf ein westeuropäisches und U.S.-amerikanisches Verständnis von Linguistik. Dies ist als eine sowohl örtliche wie inhaltliche Beschränkung der Aussagekraft dieses Artikels zu verstehen. Eine vergleichende Analyse zur Linguistik anderer Kontinente und Ländergruppen ist ein Desiderat. [zurück]
2 Für eine Diskussion der Abgrenzung der Termini Kulturwissenschaft, Kulturwissenschaften, cultural studies und Landeskunde, vgl. Böhme, Matussek und Müller 2000. Sie zeichnen die Geschichte der Verwendung der Termini vor allem in der deutschsprachigen wissenschaftlichen Diskussion nach. Die Diskussion dazu, was Kulturwissenschaft ist, wie sich Kulturwissenschaft von Kulturwissenschaften und diese wiederum von den so genannten "cultural studies" unterscheide, ist eine fortdauernde Diskussion inner- und außerhalb verschiedener Disziplinen, Institutionen und Fachbereiche, die damit auch ihre Kompetenz in dieser Frage unter Beweis stellen. In diesen Diskussionen geht es nicht zuletzt auch um die Aushandlung von Kompetenzbereichen zwischen Disziplinen und damit verbunden Institutionen, um Selbst- und Fremdverortungen und damit auch um Legitimitätsansprüche und Legitimationsversuche, die ihrerseits auch wiederum im Kontext ihrer historischen Situierung und institutionellen Positionierung zu analysieren und interpretieren sind (vgl. hierzu z.B. Anderegg und Kunz 1999). [zurück]
3 In der Terminologie übernehme ich hier Verschueren (1999). Dieser grenzt den perspektivisch-pragmatischen von einem so genannten komplementär pragmatischen Ansatz ab, für den stellvertretend Levinson (1983) als zentrale Publikation genannt werden kann. [zurück]
4 Für das Verständnis von Diskurs, wie es hier vertreten wird, siehe grundlegend Foucault 1974. Für eine ausführlichere und einleitende Diskussion eines entsprechenden Diskursbegriffs, siehe z.B. Mills 1997. [zurück]
5 Böhme (a.a.O., 4) formuliert dies als: "Die Kultur ist das Objekt einer Wissenschaft, die ihrerseits ein Teil desselben ist." Diese paradoxal anmutende Ausgangssituation trifft ähnlich auch für die Linguistik zu, die sich eines Mediums bedient, welches gleichzeitig ihr Untersuchungsgegenstand ist. Diese Situation kann innerhalb der entsprechenden Disziplinen zu selbstlegitimierenden Zirkelschlüssen führen. [zurück]
6 Wie Bedeutung in ebendiesem Verständnis nicht 'hinter' den Wörtern liegt bzw. aus diesem damit nicht die dahinterliegende "wahre" kommunikative Intention herausgearbeitet werden kann. [zurück]
7 Für das Konzept der Hegemonie beziehe ich mich auf Antonio Gramscis Ansatz. [zurück]
8 Wie bereits erwähnt, ist dieses Diskursverständnis in Anlehnung an Foucault entwickelt und grenzt sich von einem Diskursbegriff, wie in Habermas beispielsweise verwendet, ab. [zurück]
9 Aus einer pragmatischen Sicht bleiben hier jedoch weiterhin Fragen offen: So müsste genauer analysiert werden, wie hier Bedeutung gefasst wird und welche Grundvorstellung von Kommunikation zu Grunde liegt. Dies kann leider im Rahmen dieses Artikels nicht erörtert werden, sehe ich aber als ein ausgesprochenes Desiderat für ein vertieftes Verständnis an. Zu fragen ist hier weiterhin, ob es sich in der kultursemiotischen Position um eine Ausweitung des de Saussureschen strukturalistischen Modells handelt oder ob nicht die Linguistik sich einer aus dieser Perspektive restringierten Auslegung von de Saussure bedient und somit zu einer stark begrenzten strukturalistischen Position gelangt ist. [zurück]
10 Die Annahme eines Kommunikationsmodells, welches grundlegend auf Prozessen der De- und Enkodierung beruht wird z.B. von Sperber und Wilson (1986/91995) neu diskutiert. Auch diese Diskussion könnte meines Erachtens sehr produktiv für die Ausbildung einer transdisziplinären Kulturwissenschaft nutzbar gemacht werden. [zurück]
11 Es gibt auch Ende der 90er Jahre Ansätze innerhalb der Linguistik zu der Auffassung, dass der Strukturalismus, so, wie in de Saussure vertreten hat, durchaus zu einer Integration von handlungsbezogenen Sprachauffassungen in der Lage gewesen wäre, dies jedoch nicht realisiert worden ist, sondern die sprachsystematische Perspektive seines Ansatzes von der nachfolgenden linguistischen Forschung einseitig fokussiert wurde (vgl. hierzu auch Fußnote 9). [zurück]
12 Auch für diesen interessanten rezeptionshistorischen Aspekt wäre eine eigene Erforschung wünschenswert. [zurück]
13 Es handelt sich hier um einen unabgeschlossenen, fortdauernden Prozess. [zurück]
14 Die Komplexität der Rezeptions- und Entwicklungsgeschichte linguistischer Theoriebildung und Institutionalisierung kann hier nur sehr selektiv und bezogen auf den Erkenntnisgegenstand des vorliegenden Artikels angedeutet werden. Es finden sich in jüngster Zeit dazu vermehrt Ansätze in unterschiedlichen Forschungsarbeiten, die zunächst eine begriffliche Klärung und theoretische Herleitung von Erkenntnisgegenständen und -interessen versuchen, vgl. z.B. Nerlich/Clarke 1996 für eine Untersuchung der historischen Quellen einer pragmatischen Linguistik. [zurück]
15 Auf eine weitere Ausdifferenzierung unterschiedlicher pragmatischer Ansätze jenseits der Differenzierung zwischen einem perspektivisch- und einem komplementär-pragmatischen wird hier verzichtet. Die Differenzen liegen u.a. in einer unterschiedlichen Einschätzung, Berücksichtigung und Betonung von sozialen, kognitiven und kulturellen Faktoren. [zurück]
16 Auch hier ist ein weiteres Forschungsdesiderat benennbar: die Analyse unterschiedlicher Bedeutungskonzeptionen in wissenschaftlichen und Alltagsverständnis könnte dazu beitragen die jeweils impliziten Annahmen dazu, was Bedeutung ist, aber auch, wo sie zu verorten ist, zu klären. [zurück]
17 Mit dieser Anmerkung soll nicht generell die Sinnhaftigkeit der Vermittlung linguistischer "Erkenntnisse" in den "Laienbereich" in Frage gestellt werden, ganz im Gegenteil. In weit aus stärkerem Maße als dies bisher geschehen ist, wären hier jedoch Ansätze zu diskutieren, die ausgehend von einem pragmatischen Verständnis zu Sprache die Vorgängigkeit von Identitätskategorien in Frage stellen und die dynamische und kontinuierliche Aushandlung von Identitäten u.a. in Kommunikationen bearbeiten. Dies gilt neben dem Bereich der Interkulturellen Kommunikationstrainings ebenso für beispielsweise genderspezifische Rhetorikkurse. [zurück]
18 Zurück geht dieser Ansatz innerhalb der Linguistik auf Maltz und Borker (1982) und ist besonders prominent von Tannen (1990) übernommen worden. [zurück]
19 Eine gut argumentierte Kritik findet sich bei Cameron 1998 und 1999. [zurück]
20 Auch hier liegt wiederum ein spezifisches Verständnis der Objektivierbarkeit von Bedeutung zu Grunde. [zurück]
21 Die Autor/inn/en bezeichnen hier fremdsprachliche Kommunikation als Kommunikation unter erschwerten Bedingungen; es ist zu fragen, was eine Kommunikation ohne erschwerte Bedingungen ausmacht, was hier also mit Hilfe der Benennung gleichzeitig auch als Problem manifestiert wird. [zurück]
22 Auch in dem obigen Zitat von Kern (2000) klingt an, dass es Kultur vor Kommunikation gibt, wenn sie von einem Sichtbarwerden kultureller Praktiken spricht. Dies impliziert, dass diese vorher schon da "sind". [zurück]
23 Für eine entsprechende und sehr spannende Diskussion sei hier auf Discourse & Society, October 1999, vol. 10, no. 4 verwiesen. [zurück]
24 Einen gewissen Niederschlag findet diese Frage in dem Titel ihres Sammelbandes "Fremde im Gespräch", in der eine entsprechende Veränderung der Forschungsperspektive anklingt. Im Untertitel des Bandes hingegen taucht auch der Begriff "Interkulturelle Kommunikation" wieder auf. [zurück]
25 Ich sehe es nicht als einen Zufall an, dass die beiden anderen eher programmatisch-theoretischen Artikel dieses Heftes beide die Kritische Diskursanalyse zum Zentrum ihrer Argumentation machen (http://www.linguistik-online.de/14_03/threadgold.html; http://www.linguistik-online.de/14_03/benke.html) [zurück]
26 Es finden sich auch Ansätze innerhalb der Kritischen Diskursanalyse, die sich mit der Analyse von visuellen Elementen beschäftigt (vgl. Kress/van Leeuwen 1996). Hier liegt sicherlich aber auch noch ein großes Entwicklungspotential bezogen auf die Methodik. [zurück]
27 Sie ist dabei natürlich nur eine Möglichkeit einer Diskursanalyse. Im Rahmen des vorliegenden Artikels bekommt sie besondere Beachtung, da sie zum einen aus der Linguistik stammt und zum anderen linguistische Analysemethoden stark macht. Für einen Überblick über verschiedene diskursanalytische Ansätze siehe Keller, Hirseland, Schneider und Viehöver 2001. Die Überschneidungen zwischen den verschiedenen Ansätzen werden hier zugleich auch deutlich. Für einen Überblick über verschiedene, aus der Linguistik stammende Ansätze zur Textanalyse, die im Rahmen einer Diskursanalyse angewendet werden können, vgl. Titscher, Meyer, Wodak und Vetter 1998. [zurück]
28 Die Begrifflichkeit 'Diskursstrang' ist hier von Jäger 2001 übernommen. [zurück]
29 An diesem Punkt besteht sicherlich ein möglicher Brückenschlag zum Generativismus, der auch in einigen Veröffentlichungen der Kognitiven Linguistik als die Suche nach universalistischen kognitiven Strukturen wieder zu finden ist. [zurück]
30 Auch eine größere Anzahl semantischer Theorien verortet Bedeutung in Sprache. Dies soll hier nicht vertieft werden. [zurück]
31 Eine ähnliche Einschätzung findet sich auch bei Karvchenko (2002: 47), der Grammatik ansieht als "[...] a system of categorized patterned cognitive experience [...]. With this in view, the principal objective of a grammatical (morphological) theory should be the explication of the relationship between linguistic structures and cognitive concepts behind them." Wie bereits weiter oben erwähnt, liegt hier zugleich ein essentialistisches Potential, wenn von universalistischen kognitiven Charakteristika ausgegangen wird. Diese Auffassung wird hier kritisiert und verworfen zugunsten eines Modells, in dem der interdependente Charakter in der Relation Sprache - Kognition betont wird. [zurück]
32 "The problem that arises from the examination of both cognitive and societal perspectives on pragmatics is that each concentrates on a particular aspect of pragmatic meaning, considers it fundamental in pragmatic analysis and proceeds by excluding other aspects that turn out to be equally significant in accounting for pragmatic meaning." (Marmaridou 2000: 38) [zurück]
33 vgl. dazu auch: "It seems to me that this possibility may be realized if it is sufficiently understood that socially based situational meanings are conceptually internalised by interlocutors in terms of certain cognitive structures and mechanisms which, however, cannot be restricted to deductive reasoning, as already indicated. [...] the pragmaticist's task is not only to show whether social reality is reproduced in language use, but also to explain how it is created, perceived and worded so that it is reproduced or changed." (Marmaridou 2000: 39f.) [zurück]
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